#Foodinfluence: Wie Social Media unser Essverhalten beeinflusst
- Ebba Wagner
- 15. März
- 3 Min. Lesezeit
Unsere Ernährung wird von vielen Faktoren beeinflusst – persönliche Vorlieben, Gesundheitsbewusstsein, Prägungen aus der Kindheit, aber auch gesellschaftliche Trends.
In den letzten Jahren zeigt sich jedoch eine besorgniserregende Entwicklung: Immer mehr Menschen setzen sich strenge Regeln beim Essen, reduzieren ihre Kalorienzufuhr extrem oder vermeiden ganze Lebensmittelgruppen. Dieses restriktive Essverhalten kann ernsthafte gesundheitliche Folgen haben – und Social Media trägt oft dazu bei, dass ungesunde Ideale verstärkt werden.
Was ist restriktives Essverhalten?
Restriktives Essverhalten bedeutet, dass Menschen ihre Nahrungsaufnahme bewusst stark einschränken, sei es durch extrem kalorienarme Ernährung, strenge Diätvorschriften oder die Eliminierung bestimmter Lebensmittel häufig aus Angst vor Gewichtszunahme
Typische Anzeichen für restriktives Essverhalten sind:
• Ständiges Kalorienzählen und das Vermeiden bestimmter Lebensmittel (z. B. Fette oder Kohlenhydrate).
• Regelmäßiges Überspringen von Mahlzeiten oder extreme Portionskontrolle.
• Schuldgefühle nach dem Essen oder Angst, „ungesunde“ Lebensmittel zu konsumieren.
• Soziale Isolation, weil Essen mit anderen als belastend empfunden wird.
Diese Verhaltensweisen können Vorstufen von Essstörungen sein, z. B. Anorexie (Magersucht) oder Orthorexie (zwanghaft gesundes Essen).

Welche Risiken hat restriktives Essverhalten?
Wer dauerhaft zu wenig isst oder sich zu sehr einschränkt, setzt seine körperliche und mentale Gesundheit aufs Spiel. Mögliche Folgen sind:
• Nährstoffmängel: Durch das Weglassen wichtiger Lebensmittel kann es zu Mängeln an VItaminen, Mineralstoffen, Eiweiß und essentiellen Fettsäuren kommen, was langfristig den Körper schwächt.
• Physiologische Veränderungen: Eine mangelhafte Energie- und Nährstoffzufuhrkann langfristig essenzielle Systeme wie die Knochengesundheit, endokrine Kreisläufe (Hormonesysteme, z.B. Schilddrüse) oder das autonome Nervensystem nachhaltig schädigen.
• Stoffwechselverlangsamung: Der Körper passt sich an und verbrennt weniger Energie – oft mit dem Effekt, dass Diäten irgendwann ins Gegenteil umschlagen mit dem Effekt, dass die körperliche Leistungsfähigkeit stark eingeschränk
t sein kann.
• Gestörtes Hunger- und Sättigungsgefühl: Dauerhafte Restriktion kann dazu führen, dass man nicht mehr spürt, wann man wirklich Hunger hat.
• Psychische Belastung: Zwanghaftes Essen nach Regeln kann Stress, Angststörungen oder Depressionen fördern.
• Psychische Belastung: Zwanghaftes Essen nach Regeln kann Stress, Angststörungen, Essstörungen oder Depressionen fördern.
• Jojo-Effekt: Wer den Körper lange auf Sparflamme setzt, riskiert Heißhungerattacken und eine unkontrollierte Gewichtszunahme.
Social Media: Verstärkung eines ungesunden Essverhaltens?
Soziale Netzwerke sind heute voll von Ernährungstipps, „What I Eat in a Day“-Videos und Bildern von vermeintlich perfekten Körpern. Besonders Plattformen wie Instagram, TikTok oder Pinterest tragen dazu bei, dass restriktives Essverhalten als „gesund“ oder „diszipliniert“ dargestellt wird.
🔍 Problematische Social-Media-Trends:
• Diät-Challenges: „30 Tage ohne Zucker“, „1000-Kalorien-Diäten“ oder extreme Fastenmethoden werden als gesunde Lebensstile verkauft, obwohl sie oft Mangelerscheinungen hervorrufen.
• Glorifizierung von Untergewicht: Besonders junge Menschen lassen sich von unrealistischen Schönheitsidealen beeinflussen und setzen ihre Gesundheit aufs Spiel.
• Algorithmen verstärken das Problem: Wer sich für Fitness- oder Ernährungsthemen interessiert, bekommt oft immer extremere Inhalte ausgespielt – was zu einem verzerrten Bild von „richtiger“ Ernährung führt.
Wie können wir uns vor negativem Einfluss schützen?
• Kritisch hinterfragen: Nicht alles, was im Internet als „gesund“ dargestellt wird, ist tatsächlich sinnvoll für den eigenen Körper.
• Vielfalt statt Verbote: Eine gesunde Ernährung bedeutet Balance, nicht Verzicht. Kein Lebensmittel ist per se „schlecht“.
• Den eigenen Körper verstehen: Hunger ist ein natürliches Signal – es ist wichtig, auf den Körper zu hören und nicht gegen ihn zu arbeiten.
• Bewusst konsumieren: Accounts entfolgen, die Druck erzeugen oder restriktives Essverhalten glorifizieren. Stattdessen Experten und vertrauenswürdigen Quellen folgen.
• Hilfe suchen, wenn nötig: Wenn das eigene Essverhalten von strengen Regeln oder Ängsten bestimmt wird, kann eine professionelle Beratung helfen.
Fazit: Essen sollte Freiheit bedeuten, nicht Zwang
Restriktives Essverhalten kann ernsthafte Folgen haben – und Social Media verstärkt oft die falschen Botschaften. Eine gesunde Ernährung basiert nicht auf Verzicht oder starren Regeln, sondern auf Vielfalt, Genuss und einem achtsamen Umgang mit dem eigenen Körper. Wer sich von Diättrends und Perfektionsdruck befreien kann, gewinnt nicht nur körperlich, sondern auch mental an Lebensqualität.
Ebba Wagner, B. Sc. Med. Ernährungswissenschaftlerin & kassenzertifizierte Ernährungsberaterin
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